Stadtbericht

Münster

Unter den 6 Bezirken der Stadt Münster schwankt die Wahlbeteiligung zwischen deutschen Spitzenwerten und Zwei-Drittel-Demokratie. Stets geht dieses Gefälle mit sozialer Ungleichheit einher: wo die Nichtwähler wohnen, liegt der Anteil der wirtschaftlich Schwächsten sowie die Arbeitslosigkeit zwei- bis dreimal so hoch wie in den Wählerbastionen. Der Anteil fehlender Schulabschlüsse fällt 50 Prozent höher aus.

Mit 79,1 Prozent lag die Wahlbeteiligung in Münster zwar deutlich über dem Bundesdurchschnitt (71,5). Dennoch verbirgt sich auch in Münster hinter dem gesamtstädtischen Durchschnittswert eine erhebliche soziale Ungleichheit bei der Wahlbeteiligung. Während in gut situierten Stadtvierteln nach wie vor überdurchschnittlich viele Menschen ihr Wahlrecht wahrnehmen, sind die sozial schwächeren Stadtviertel die Hochburgen der Nichtwähler.

  • Münster- Nord 67,8 %

  • Münster-Ost 83,5 %

  • Münster-Südost 77,6 %

Wo die Nichtwähler wohnen ...

Am niedrigsten lag die Wahlbeteiligung im Stadtbezirk Nord, wo mit 67,8 Prozent deutlich weniger Wahlberechtigte ihre Stimme abgaben als im stadt- oder deutschlandweiten Durchschnitt. Gut 60 Prozent der Haushalte lassen sich hier den wirtschaftlich benachteiligten Milieus von Hedonisten, Prekären und Traditionellen zurechnen. Mittel- und obere Schichten sind zwangsläufig deutlich in der Minderheit. In keinem der anderen fünf Stadtbezirke ist zudem der Anteil der Hochschulreife niedriger als im Stadtnorden.

Mit rund einem Drittel sind die Personen mit Hauptschulabschluss hier deutlich vorne; gut jeder Neunte hat überhaupt keinen Schulabschluss. In Sachen Erwerbslosigkeit sind die Lebensverhältnisse prekärer als im Rest der Stadt Münster: über neun von 100 Menschen im erwerbsfähigen Alter üben hier keine Erwerbstätigkeit aus. Bei der Bebauung lässt sich angesichts der schieren Größe des Bezirks kein einheitlicher, dominanter Haustyp festmachen: Jedoch verfügt Münster-Nord klar über den höchsten Anteil an Haushalten in großen Mietshochhäusern.

… wo die Wählerhochburgen sind …

Am anderen Ende des Spektrums erreichte man im Stadtbezirk Ost mit 83,5 Prozent die stadtweit höchste Wahlbeteiligung. Hier stellen die ökonomisch stärksten Milieus der Performer, Liberal-Intellektuellen und Konservativen einen bedeutenden Anteil von gemeinsam knapp 40 Prozent der Haushalte. Ein Mittelbau aus Bürgerlicher Mitte, Sozialökologischen und Pragmatisch-Adaptiven nimmt weitere rund 37 Prozent ein, sodass die benachteiligten Milieus im Stadtosten nur gut ein Viertel der Haushalte stellen. Deutlich häufiger lassen sich hier zudem – mit einem Anteil von fast 40 Prozent – höhere Schulabschlüsse finden, während sowohl die Zahl der Haupt- und Realschulabschlüsse als auch der Anteil fehlender Abschlüsse im Vergleich deutlich niedriger ausfallen.

Auf 100 Erwerbsfähige kommen hier nur zwischen drei und vier Erwerbslose, womit Münster-Ost den niedrigsten Arbeitslosenanteil unter den sechs Bezirken aufweist. Wiederum an der städtischen Spitze steht der Bezirk Ost beim Vergleich der Kaufkraft: Hier liegen dessen Haushalte mit durchschnittlich über 48.000 Euro im Jahr klar vorne. Die relativ privilegierten Lebensverhältnisse spiegeln sich in der Bebauung wider: Jeder zweite Haushalt lebt in Privathäusern.

… und wo die Wahlbeteiligung im Durchschnitt liegt

Mit seiner Wahlbeteiligung von 77,6 Prozent liegt der Stadtbezirk Südost nicht nur im Hinblick auf die Bundestagswahl im stadtweiten Durchschnitt, auch seine gesellschaftliche Struktur ist ausgeglichen. Die wirtschaftlich schwächeren Milieus stellen hier zwar mit gemeinsamen 38 Prozent die einfache Mehrheit; kurz dahinter folgen jedoch bereits die Milieus der Mittelschicht mit knapp über einem Drittel sowie die materiell privilegierten Milieus mit annähernd 30 Prozent.

Ebenso verteilen sich die Schulabschlüsse: Einerseits liegt die Abiturquote niedriger als in Münster-Ost, andererseits fehlen weniger Abschlüsse als im Schlusslicht Münster-Nord. Ein mittlerer Arbeitslosenanteil von rund fünf Prozent bestätigt das durchschnittliche Profil des Bezirks Südost. Während die Kaufkraft deutlich hinter dem Spitzenreiter zurückbleibt, beträgt der Anteil von Haushalten in Privathäusern immer noch über 45 Prozent; zugleich sind rund ein Drittel der Haushalte in größeren Mehrparteienhäusern und auch großen Wohnblöcken angesiedelt.

Fazit

Die Wahlbeteiligung ist in Münster – wie in allen anderen untersuchten Großstädten Deutschlands – sozial gespalten. Während in sozial besser situierten Stadtteilen überdurchschnittlich viele Menschen ihr Wahlrecht ausüben,

ziehen sich in den ökonomisch schwächeren Vierteln viele Menschen aus der demokratischen Teilhabe zurück. Das Wahlergebnis der Bundestagswahl 2013 ist deshalb auch in Münster, gemessen an der Sozialstruktur der Bevölkerung, nicht repräsentativ.