Stadtbericht

München

Um gut 14 Prozentpunkte unterscheidet sich die Wahlbeteiligung in Milbertshofen-Am Hart und Pasing-Obermenzing. Rund fünfmal so viele Haushalte zählen hier zu den ökonomisch schwächeren Milieus, die Arbeitslosigkeit ist gut doppelt so hoch.

Mit 71,2 Prozent entsprach die Wahlbeteiligung in der Stadt München relativ genau dem Bundesdurchschnitt (71,5). Hinter dem gesamtstädtischen Durchschnittswert verbirgt sich jedoch eine starke soziale Ungleichheit der Wahlbeteiligung. Obwohl für München nur eine vergleichsweise grobe Stadtteilgliederung in 25 größere Bezirke möglich war, zeigen sich auch hier deutliche Zusammenhänge zwischen dem sozialen Status eines Bezirks und der Höhe der Wahlbeteiligung.

  • Milbertshofen-Am Hart 61,5 %
    Pasing-Obermenzing 75,2 %

  • Feldmoching-Hasenbergl 63,6%
    Altstadt-Lehel 74,9 %

  • München – Gesamtstadt 71,2 %
    Untergiesing-Harlaching 72,3%

Wo die Nichtwähler wohnen ...

Am niedrigsten lag die Wahlbeteiligung mit nur 61,5 Prozent im nördlichen Stadtbezirk Milbertshofen-Am Hart. Jeder vierte Haushalt lässt sich hier den Hedonisten zuordnen, alle sozial prekären Milieus zusammengenommen stellen über die Hälfte der vorhandenen Haushalte. Mit knapp 27 Prozent erreicht die (Fach-)Abiturquote einen stadtweiten Niedrigstwert, außerdem hat nahezu jeder zehnte Bewohner keinen Schulabschluss. Infolgedessen erreicht auch die Arbeitslosigkeit mit über fünf Prozent Münchener Spitzenwerte. In Sachen Bebauung dominieren die großen Miets- und Hochhäuser, in denen zwei Drittel der Haushalte wohnen. Ein- bis Zweifamilienhäusern findet man äußerst selten.

Ähnlich prekär gestaltet sich die Lage in Feldmoching-Hasenbergl, dem zweitgrößten Stadtbezirk Münchens: Nur 63,6 Prozent der Wahlberechtigten gaben hier ihre Stimme ab. Auch in diesem Bezirk überwiegen die ökonomisch schwächeren Milieus, die größte Gruppe machen die Traditionellen aus, denen ein Viertel der Gesamthaushalte zugerechnet werden kann. Während der Anteil der Menschen ohne Schulabschluss identisch mit den Werten in Milbertshofen-Am Hart ist, liegt die (Fach-)Abiturquote geringfügig höher (32 Prozent). Dennoch zählt die Arbeitslosendichte von knapp unter fünf Prozent zu den höchsten Münchens.

… wo die Wählerhochburgen sind …

Im Stadtbezirk Pasing-Obermenzing im Münchener Westen dagegen ist die Wahlmüdigkeit deutlich geringer: Gut drei Viertel der Wahlberechtigten machten bei der Bundestagswahl 2013 ihr Kreuz. Ein Viertel der Bevölkerung besteht aus Konservativ-Etablierten, knapp ein Fünftel aus Liberal-Intellektuellen. Obwohl die oberen Schichten insgesamt sogar über 50 Prozent der Haushalte stellen, entfällt auch ungefähr ein Fünftel auf die sozial benachteiligten Milieus. Die (Fach-)Abiturquote erreicht hier mehr als 40 Prozent und nur ein geringer Prozentsatz an Menschen hat überhaupt keinen Schulabschluss. Dementsprechend sind auch mit nur etwa drei von 100 Erwerbsfähigen weniger Menschen von Arbeitslosigkeit betroffen als in den beiden erstgenannten Stadtbezirken im Norden Münchens.

Auf dem zweiten Platz rangiert der Stadtbezirk Altstadt-Lehel mit einer Wählerquote von 74,9 Prozent. Das mit deutlichem Abstand dominierende Milieu sind hier die Performer, denen mehr als 40 Prozent aller Haushalte zugerechnet werden können. Insgesamt sind wie in Pasing-Obermenzing die oberen Schichten in der Mehrheit, auffallend hoch ist jedoch auch der Anteil der Expeditiven (rund 22 Prozent). Die Verteilung der Bildungsabschlüsse gestaltet sich ähnlich wie in Pasing-Obermenzing, mit 47 Prozent liegt der Anteil an (Fach-) Abiturienten sogar noch höher und übertrifft damit den gemeinsamen Anteil der Haupt- und Realschulabsolventen. Die Arbeitslosigkeit liegt in Altstadt-Lehel auf Münchens niedrigstem Niveau bei etwa zwei Prozent.

… und wo die Wahlbeteiligung im Durchschnitt liegt

Im südlichen Stadtbezirk Untergiesing-Harlaching lag die Wahlbeteiligung mit 72,3 Prozent relativ nah am Münchener Durchschnitt. Die hier ansässigen Haushalte teilen sich sehr gleichmäßig auf die zehn Milieus auf, die allesamt zwischen rund sechs und knapp 13 Prozent liegen. Auch das Verhältnis von fehlenden Schulabschlüssen zur (Fach-)Abiturquote gestaltet sich ausgeglichener:

Während der Anteil der Menschen ohne Schulabschluss bei rund acht von 100 Absolventen und somit leicht über den Werten der Spitzenreiter liegt, sinkt der Anteil der (Fach-)Abiturienten unter die 40-Prozent-Marke. Mit knapp unter vier Prozent erreicht zudem die Arbeitslosigkeit ebenfalls einen Mittelwert zwischen der Spitzengruppe und den Schlusslichtern.

Fazit

Die Wahlbeteiligung ist in München – wie in allen anderen untersuchten Großstädten Deutschlands – sozial gespalten. Während in sozial besser situierten Stadtteilen überdurchschnittlich viele Menschen ihr Wahlrecht ausüben,

ziehen sich in den ökonomisch schwächeren Vierteln viele Menschen aus der demokratischen Teilhabe zurück. Das Wahlergebnis der Bundestagswahl 2013 ist deshalb auch in München, gemessen an der Sozialstruktur der Bevölkerung, nicht repräsentativ.