Stadtbericht

Hannover

Um 32 Prozentpunkte lag die Wahlbeteiligung in Isernhagen-Süd über jener in Vahrenheide. Rund 67-mal so hoch liegt in den demokratischen Problemvierteln der Anteil ökonomisch schwächerer Haushalte wie in den wählerstärksten Stadtteilen, doppelt so viele Menschen sind ohne Schulabschluss. Die Arbeitslosigkeit erreicht den fünffachen Wert.

Mit 72,4 Prozent lag die Wahlbeteiligung in Hannover zwar leicht über dem Bundesdurchschnitt (71,5). Dennoch verbirgt sich auch in Hannover hinter dem gesamtstädtischen Durchschnittswert eine erhebliche soziale Ungleichheit bei der Wahlbeteiligung. Während in gut situierten Stadtvierteln nach wie vor überdurchschnittlich viele Menschen ihr Wahlrecht wahrnehmen, sind die sozial schwächeren Stadtviertel die Hochburgen der Nichtwähler.

  • Vahrenheide 54,6%
    Isernhagen-Süd 86,5%

  • Hainholz 55%
    Wülferode 84,6%

  • Hannover – Gesamtstadt 72,4%
    Kleefeld 72,7%

Wo die Nichtwähler wohnen ...

Am niedrigsten lag die Wahlbeteiligung in Vahrenheide, wo gerade einmal 54,6 Prozent der Wahlberechtigen von ihrem Wahlrecht Gebrauch machten. Jeweils über ein Drittel der Haushalte gehören hier allein den wirtschaftlich schwächeren Milieus der Hedonisten und Traditionellen an. Neben einer schmalen Bürgerlichen Mitte, sowie den Milieus der Prekären und der Sozialökologischen im einstelligen Bereich, sind alle restlichen Milieus praktisch nicht vorhanden. Im Stadtteil ist der Anteil der Bewohner ohne Schulabschluss fast gleichauf mit dem Anteil der Bewohner mit (Fach-)Hochschulreife – der Großteil der Menschen besitzt Haupt- und Realschulabschlüsse. Auf 100 Personen im erwerbsfähigen Alter kommen in Vahrenheide mehr als 15 Arbeitssuchende. Rund zwei Fünftel der Haushalte sind in großen Wohnblöcken und Mietshochhäusern untergebracht, hinzu kommt ein ebenso hoher Anteil in sonstigen Mehrparteienhäusern. Nur die Allerwenigsten leben in kleineren Ein- bis Zweifamilienhäusern.

Ähnlich drastisch stellt sich die Lage im ebenfalls prekären Hainholz dar, wo die Wahlbeteiligung nicht über 55 Prozent hinauskommt. Über die Hälfte der Haushalte lässt sich hier dem Einzelmilieu der Hedonisten zuschlagen, zusammen mit Traditionellen und Prekären machen die sozial benachteiligten Milieus im Viertel rund vier Fünftel der Bevölkerung aus. Noch mehr Menschen als in Vahrenheide sind hier ohne Abschluss, noch weniger verfügen über (Fach-)Hochschulreife. Die Arbeitslosigkeit ist hoch, die Kaufkraft niedrig. Mehr als jeder zweite Haushalt ist in großen Blöcken und Hochbauten angesiedelt, hinzu kommen zahlreiche größere Mehrparteienhäuser.

Auch in Stadtteilen wie Mühlenberg, Stöcken oder Mittelfeld zeigt sich – wenngleich etwas schwächer – ein ganz ähnliches Muster aus niedriger Wahlbeteiligung und schwächerem Sozialstatus.

… wo die Wählerhochburgen sind …

In Isernhagen-Süd hingegen sind nicht nur die Einkommen hoch, auch von Wahlmüdigkeit ist hier nichts zu bemerken: Bei der Bundestagswahl gaben hier 86,5 Prozent der Wahlberechtigten ihre Stimme ab. Dementsprechend gestaltet sich die Milieustruktur: Ein Drittel der Haushalte wird allein von den ökonomisch starken Performern gestellt. Hinzu kommen je ein Fünftel Konservativ-Etablierte und Liberal-Intellektuelle. Die verbleibenden Anteile machen die Milieus der Mitte unter sich aus. Annähernd die Hälfte der Menschen verfügt über die allgemeine oder Fachhochschulreife; selbst gemeinsam bleiben Haupt- und Realschulabschlüsse dahinter zurück. Mit unter zwei Prozent ist die Arbeitslosigkeit hier nur von geringer Bedeutung, die Kaufkraft erreicht Höchstwerte von knapp 80.000 Euro pro Jahr und Haushalt. Privatbauten dominieren das Bild eines bestsituierten, privilegierten Stadtteils.

Dem Isernhagener Spitzenwert am nächsten kommt Wülferode mit einer Wahlbeteiligung von 84,6 Prozent. Hier am südöstlichen Rand des Stadtgebiets leben verhältnismäßig viele Sozialökologische (rund 35 Prozent der Haushalte) vor Konservativ-Etablierten, Liberal-Intellektuellen und Pragmatisch-Adaptiven. Das Bildungsprofil ist überdurchschnittlich stark, fehlende Abschlüsse sind selten. Auf 100 Erwerbsfähige zählt man deutlich unter fünf Arbeitslose, die Haushaltskraft liegt mit rund 50.000 Euro auf überdurchschnittlichem Niveau. Nahezu die Gesamtheit der Einwohner lebt entweder in Ein- bis Zweifamilienhäuser oder in kleineren Mehrfamilienhäusern.

Ebenfalls sehr hoch lag die Wahlbeteiligung in besser situierten Stadtteilen wie Hannover-Zoo, Waldheim oder Waldhausen.

… und wo die Wahlbeteiligung im Durchschnitt liegt

Der Stadtteil Kleefeld wiederum liegt mit einer Wahlbeteiligung von 72,7 Prozent im gesamtstädtischen Durchschnitt. Auch bezüglich der sozialen Lage liegt er zwischen den Extremen: Sämtliche Milieus sind nennenswert vertreten, allein der Anteil der Prekären liegt unter der Marke von fünf Prozent. Alle sonstigen Anteile schwanken zwischen knapp acht (Sozialökologische, Performer) und über 15 Prozent (Traditionelle).

Das Bildungsprofil ist ebenfalls sehr ausgeglichen: Einem Anteil an Real- und Hauptschulabschlüssen von gut 60 Prozent steht eine (Fach-)Abiturquote von rund 30 Prozent gegenüber, jeder Zehnte hat überhaupt keinen Schulabschluss. Die Arbeitslosigkeit ist im mittleren Bereich angesiedelt, ebenso die Kaufkraft von rund 37.000 Euro je Haushalt. Es dominieren Mehrparteienhäuser unterschiedlicher Größe.

Fazit

Die Wahlbeteiligung ist auch in Hannover – wie in allen anderen untersuchten Großstädten Deutschlands – sozial gespalten. Während in sozial besser situierten Stadtteilen überdurchschnittlich viele Menschen ihr Wahlrecht ausüben,

ziehen sich in den ökonomisch schwächeren Vierteln viele Menschen aus der demokratischen Teilhabe zurück. Das Wahlergebnis der Bundestagswahl 2013 ist deshalb auch in Hannover, gemessen an der Sozialstruktur der Bevölkerung, nicht repräsentativ.