Stadtbericht

Gelsenkirchen

Selbst unter den fünf sehr großen Stadtbezirken ergibt sich für Gelsenkirchen ein Unterschied in der Wahlbeteiligung von 7 Prozentpunkten. Zwischen Spitzenreiter und Schlusslicht steigt die Zahl der sozial schwächeren Haushalte um die Hälfte, die der Menschen ohne Schulabschluss um 20 Prozent. 50 Prozent mehr Menschen sind ohne Arbeit.

Mit 65,2 Prozent lag die Wahlbeteiligung in Gelsenkirchen unter dem Bundesdurchschnitt (71,5). Auch in Gelsenkirchen verbirgt sich hinter dem gesamtstädtischen Durchschnittswert eine starke soziale Ungleichheit bei der Wahlbeteiligung. Obwohl für Gelsenkirchen nur eine vergleichsweise grobe Stadtteilgliederung in fünf Stadtbezirke möglich war, zeigen sich auch hier deutliche Zusammenhänge zwischen dem sozialen Status eines Bezirks und der Höhe der Wahlbeteiligung.

  • Mitte 62,2%
    Nord 69,0%

  • Gelsenkirchen – Gesamtstadt 65,2%
    Süd 64,5%

Wo die Nichtwähler wohnen ...

Am niedrigsten lag die Wahlbeteiligung im Stadtbezirk Mitte mit 62,2 Prozent. Die ökonomisch schwächeren Milieus der Traditionellen, Prekären und Hedonisten stellen mehr als 50 Prozent der Haushalte des Bezirks; allein Letztere machen bereits gut ein Viertel aus. Auch ein Blick auf das Bildungsniveau unterstreicht den Eindruck eines prekären Bezirks: Mit über 15 Prozent liegt der Anteil der Menschen ohne Schulabschluss stadtweit am höchsten,

gleichzeitig ist der Anteil der (Fach-)Hochschulreife an allen Schulabschlüssen unterdurchschnittlich. Analog dazu erreicht auch die Arbeitslosendichte Gelsenkirchener Höchstwerte: Gut jeder achte erwerbsfähige Bewohner ist von Arbeitslosigkeit betroffen. Infolgedessen liegt auch die mittlere Kaufkraft der Haushalte unter dem Schnitt.

… wo die Wählerhochburgen sind …

Die höchste Wahlbeteiligung Gelsenkirchens verzeichnet der Stadtbezirk Nord mit 69,0 Prozent. Im Vergleich mit dem zuerst genannten Stadtbezirk Mitte zeigen sich einige eklatante Unterschiede: Zwar sind auch hier die sozial prekären Milieus zahlreich vertreten, ihr Anteil schrumpft aber von über der Hälfte auf nur noch gut ein Drittel aller Haushalte signifikant zusammen. Am anderen Ende der Skala steigt im Gegenzug der Anteil der Konservativ-Etablierten, der Liberal-Intellektuellen und der Performer zusammen von niedrigen zweistelligen Werten auf über ein Viertel aller Haushalte sprunghaft an.

Vor allem die Performer erzielen hier für die Gesamtstadt unerreichte Spitzenwerte und sind im Stadtbezirk Nord rund doppelt so häufig anzutreffen wie in den übrigen Stadtbezirken. Im Bildungssektor sinkt im Vergleich die Quote der Menschen ohne Schulabschluss, während gleichzeitig der Anteil der (Fach-)Abiturienten zunimmt. Die Arbeitslosendichte liegt bei rund (im Gelsenkirchener Vergleich niedrigen) acht von 100 Erwerbsfähigen und auch die Kaufkraft steigt im Vergleich zum Stadtbezirk Mitte um gut ein Viertel. Auffällig ist auch die Verdopplung des Anteils von Ein- bis Zweifamilienhäusern an der gesamten Baustruktur, was insgesamt auf einen privilegierteren Stadtbezirk schließen lässt.

… und wo die Wahlbeteiligung im Durchschnitt liegt

Mit einer Wahlbeteiligung von 64,5 Prozent liegt der Stadtbezirk Süd relativ nahe am Gelsenkirchener Durchschnitt. Obwohl bereits deutlich ausgeglichener, gleicht die Milieu- bzw. Sozialstruktur noch eher dem Bezirk Mitte mit seiner unterdurchschnittlichen Wahlbeteiligung. Auch hier dominieren die sozial prekären Milieus und stellen etwa die Hälfte aller Haushalte. Der Anteil an Haushalten, die sich den wirtschaftlich stärkeren Milieus oder einem der Milieus des bürgerlichen Mainstreams zuordnen lassen, liegt jedoch bereits höher. Die Zahl der fehlenden Schulabschlüsse geht zurück, liegt aber trotzdem noch deutlich über dem im Stadtbezirk Nord ermittelten Wert. Gleiches gilt – mit umgekehrten Vorzeichen – für das (Fach-)Abitur.

Die Arbeitslosigkeit ist immer noch recht hoch, das Kaufkraftniveau liegt mittig zwischen den beiden vorher genannten Bezirken. Hinsichtlich der Bebauungsstruktur lässt sich ein Rückgang der größeren Miets- und Hochhäuser sowie ein Anstieg der Ein- bis Zweifamilienhäuser verzeichnen. Zusammengefasst vereint der Stadtbezirk Süd daher teilweise die positiven Tendenzen besser situierter Wohnviertel mit dem negativen Profil prekärer Stadtviertel.

Fazit

Die Wahlbeteiligung ist auch in Gelsenkirchen – wie in allen anderen untersuchten Großstädten Deutschlands – sozial gespalten. Während in sozial besser situierten Stadtteilen überdurchschnittlich viele Menschen ihr Wahlrecht ausüben,

ziehen sich in den ökonomisch schwächeren Vierteln viele Menschen aus der demokratischen Teilhabe zurück. Das Wahlergebnis der Bundestagswahl 2013 ist deshalb auch in Gelsenkirchen, gemessen an der Sozialstruktur der Bevölkerung, nicht repräsentativ.